News

Zwei Spiele liefern bis heute Gesprächsstoff

Donnerstag, 2. Oktober 2008 (14:25:47 Uhr)

BIBERACH (aw) - Nach langer Zeit treffen die Handballer aus Laupheim und Biberach am Samstag wieder in einem Pflichtspiel aufeinander. Dies weckt Erinnerungen an frühere Derbys, in denen es außer um Punkte und das Prestige auch noch um den Auf- oder gegen den Abstieg ging. Beide Partien gelten als kaum zu übertreffende Klassiker.


Im März 1980 kam es in der Laupheimer Herrenmahdhalle zum Showdown zwischen zwei Kandidaten um den Aufstieg in die Oberliga, der damals dritthöchsten Klasse im Handballsport. Der TG hätte ein Unentschieden genügt, der damalige TSV Laupheim (der HRW entstand erst später durch die Abspaltung der TSV-Handballer) musste gewinnen. Nach der ausgeglichenen ersten Halbzeit sah Laupheims Kreisläufer Hermann Bollinger nach einer Tätlichkeit die rote Karte – was zur Folge hatte, dass seine Rot-Weißen bis zum Schluss in Unterzahl waren. „Damals durfte einer, der Rot gesehen hatte, nicht wieder ersetzt werden“, sagt Claus Striebel, Spieler des TSV.


Dann geschah, was kaum jemand in der überfüllten Halle für möglich hielt. „In Unterzahl haben wir das Spiel an uns gerissen“, schildert Striebels Teamkollege Thomas Mussotter die zweite Halbzeit. Am Ende war aus einem Gleichstand ein 17:11-Sieg für die Gastgeber geworden. „Wir hatten ein klares Spielkonzept und waren in der Lage, kritische Situationen zu überstehen. Außerdem wurde Biberach nervös, weil wir immer in Führung lagen.“ Hinzu kam: TSV-Torhüter Günther Assfalg erwischte einen glänzenden Tag. „Er war nicht unser Stammtorwart, machte aber das Spiel seines Lebens.“


Und das zum Leidwesen der Biberacher mit ihrem Spielertrainer Karl-Heinz Herth. „Assfalg wurde bei der TG groß, ehe er nach Laupheim wechselte. Dass er dann ausgerechnet gegen uns so gut hielt, war nicht lustig“, so Herth. Dass sein Team trotz Überzahl ins Hintertreffen geriet, hatte sich die TG aus Sicht des Trainers aber auch selbst zuzuschreiben. „Vielleicht hatten wir nach der roten Karte gedacht, nun könne nichts mehr schiefgehen.“


Führle kennt „keinen Spaß“


14 Jahre später standen sich in der Herrenmahdhalle Laupheimer und Biberacher erneut gegenüber. Diesmal kämpften beide gegen den Abstieg. Diesmal hätte dem TSV ein Unentschieden gereicht, der TG half nur ein Sieg. „Das Spiel haben wir vergessen“, sagt Mussotter, der für die letzten Spiele der Saison reaktiviert worden war, gegen Biberach aber wegen einer gebrochenen Nase nur Zuschauer war. Mussotters Worte lassen den Ausgang erahnen. 13:13 stand es Sekunden vor Schluss, bei Ballbesitz Laupheim. Doch die Gastgeber verwarfen leichtfertig, und dann ging‘s schnell. „Nach einem langen Pass von unserem Torwart Martin Leger schoss ,Tschak‘ Führle das Siegtor“, erinnert sich Jörg Redetzky, einer der jungen Spieler im damaligen TG-Team. Ausgerechnet Herbert Führle, der davor für Laupheim gespielt hatte. „Es war sicher eine zweischneidige Sache für ihn, aber in dem Moment kannte er keinen Spaß.“ Der TSV stand als Absteiger in die Landesliga fest, während Biberachs Spieler an derselben Stätte feierten, die ihre Vorgänger mehr als ein Jahrzehnt vorher mit hängenden Köpfen verlassen hatten.


Striebels „Spiel der Spiele“


Vor allem die erste Partie, als es um den Aufstieg ging, ist bis heute Gesprächsstoff geblieben. „Es war das Spiel der Spiele meiner Karriere“, sagt Claus Striebel, in dessen Zuhause der eingerahmte Zeitungsbericht an der Wand hängt. Aber nicht nur das: Vom Derby 1980 gebe es eine Aufzeichnung, das der württembergische Handballverband eine Zeitlang als Lehrstück zum Unterzahlspiel verwendet habe, betont Mussotter. Gelegentlich legen Laupheims frühere Handballrecken die Cassette noch ein, um sich zurückzuversetzen in alte Zeiten. „Das ist schon klar“, frozzelt der damals unterlegene Biberacher Karl-Heinz Herth. „Wenn die Laupheimer sich aufbauen müssen, schauen sie sich das alte Spiel an.“


Das schrieb die SZ im überregionalen Sportteil am Montag, 31. März 1980.


Schon immer mächtig reingehängt haben sich die Handballer aus Biberach und Laupheim, wenn es um Punkte im Derby ging. Das Bild zeigt eine Szene aus der Saison 1992/93 mit TG-Spieler Götz Rieber, mehr oder weniger gestört von TSV-Torjäger Thomas Mussotter. Peter Engel (TG/links) und Elmar Dehler (TSV/rechts) schauen gespannt zu.


SZ-Archivfoto: Bernd Baur


Die Nachfolger von Striebel, Mussotter, Herth und Redetzky stehen sich am Samstag ab 19.30 Uhr in der Laupheimer Herrenmahdhalle gegenüber. Diesmal geht‘s am dritten Landesliga-Spieltag um Punkte.


« zurück